Obermarkt:

Obermarkt: Parkplatz wird jetzt vergoldet

Stadtrat vergibt Planungsauftrag an Sieger im Architektenwettbewerb

Die Gestaltung des Obermarktes wird nach dem Entwurf des Landschaftsarchitekten Gunter Fischer, [f] landschaftsarchitektur gmbh, Bonn, vergeben. Der Entwurf ging als 1. Platz aus dem Architektenwettbewerb für die Gestaltung des Platzes hervor. Wichtigste Vorgabe war, dass mindestens 70 Parkplätze erhalten bleiben. Diese Vorgabe lehnen die GRÜNEN ab. Der Platz bleibt vorläufig Parkplatz, Urbanität und Aufenthaltsqualität werden nicht erreicht werden. Öffentliche Gelder, die für die Stadtsanierung zur Verfügung stehen (ca. 2/3 von Bund und Land, 1/3 von Stadt Alzey), müssen für sinnvolle Projekte verwendet werden (Burggrafiat, "Prinz Emil" ...)

Der Stadtrat fasste mit 24 Ja-Stimmen aus SPD, CDU, FWG, FDP und LINKE den Beschluss gegen drei Nein-Stimmen von GRÜNEN und Jörg Rebholz (SPD).

Die Position der GRÜNEN dazu ist auf dieser Webseite dokumentiert (Inhaltsverzeichnis Stadtrat).

Hier der Redebeitrag am 06.05. 2013 im Stadtrat.

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Stadtratsfraktion Alzey

Ratssitzung am 6.5. 2013

TOP I / 1: Stadtkernsanierung Alzey / Innenstadt Süd – Neugestaltung des Obermarktes – Auftragsvergabe

Unsere Position zum Obermarkt kennen Sie ja vielleicht schon: Ausbau weitgehend ohne Parkplätze. Daher ist nicht schwer zu erraten, wie wir zu der vorgelegten Planung stehen.

Ganze Kohorten von Fachleuten, die uns beraten haben und einen unbefangenen Blick von außen auf die Stadt geworfen haben, kamen zu dem Schluss, der Obermarkt hätte es verdient, weitgehend oder auch ganz ohne Parkplätze gestaltet zu werden. Zuletzt hat sich der Architekt Fischer, der den Wettbewerb gewonnen hat, dem dezent angeschlossen. Er lässt die Markierungen für die Stellplätze nur aufmalen, lässt sie nicht als unterschiedliche Pflasterung ausführen. In der Hoffnung, irgendwann könnte ja doch noch bessere Erkenntnis die Gemeinde überkommen, dass man die Zahl der Parkplätze deutlich reduzieren sollte.

Wir hoffen mit. Erkenntnis kommt manchmal unerwartet, dafür um so heftiger.

Den Planern ist also kein Vorwurf zu machen. Sie haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten gute Entwürfe vorgelegt. Das enge Korsett, mindestens 70 Parkplätze, schneidet aber fast jede Luft ab.

Deshalb ist kein Entwurf mit 70 Parkplätzen aus grüner Sicht zustimmungsfähig.

Trotzdem hätten wir den Entwurf favorisiert, der auf den 2. Platz gekommen ist. Denn er ist zukunftsfähiger, weil er die Folgen des Klimawandels mit steigenden Temperaturen in den Städten besser berücksichtigt. Die Baumreihe spendet Schatten und kann so die Aufheizung des Platzes reduzieren. In der Nacht geben die Bäume Verdunstungskühlung ab. In der Broschüre „Stadt und Klima“ heißt es: „Stadtgrün kann einer Überwärmung der Städte entgegen wirken (..). Vor dem Hintergrund der Klimaerwärmung erhält Stadtgrün eine zusätzliche Bedeutung: Stadtbäume, Entsiegelungen oder Fassaden und Dachbegrünungen tragen durch Verschattung, Isolierung und Verdunstungseffekte (..) zur Abkühlung der steigenden Oberflächen- und Lufttemperatur bei“. Offenbar hatte das kein Mitglied der Jury auf dem Schirm. Außerdem hätte man in diesem Entwurf die bestehenden 80 Jahre alten Linden integrieren können. Zudem wären die turnusmäßig anfallenden hohen Kosten für den Baumschnitt entfallen. Aber wie gesagt, kein Entwurf mit 70 Parkplätzen wird unsere Zustimmung finden.

Jetzt wird das Trauerspiel um den Obermarkt in den vorläufig letzten Akt gehen. Urbane Qualität wird der Platz nicht erlangen. Vorhandene Qualität wie der Baumbestand, vor allem die 80-jährigen Linden beim Kiosk, wird zerstört.

Möglichst viele, möglichst noch mehr Parkplätze und Aufenthaltsqualität – das zusammen geht nicht.

Der große Parkplatz wird halt nun vergoldet und das Geld mit beiden Händen rausgeschmissen. Die öffentlichen Kassen sind ja prall gefüllt und man gönnt sich ja sonst nix.

Wie sagt man: Der Kees is jetzt erschd emol gegess.

Aber noch ist nicht aller Tage Abend. In diesem Sinne ...

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